SHVD 2021: Jo Siffert Gedenkausstellung
Klein und spontan statt gross und geplant: ein gutes Dutzend eingefleischte Volvo- und Saab-FreundInnen besuchten am 50. Todestag des Schweizer Rennfahrers Jo Siffert die ihm gewidmete Gedenkausstellung in Fribourg. Mit dabei: Philippe Siffert (*1971), der Sohn des heute noch verehrten Freiburger Grand-Prix-Siegers.
Jo (Josef, Seppi) Siffert, 7.7.1936 in Fribourg, CH – 24.10.1971 in Brands Hatch, GB. Ausgerechnet dort, wo er 1968 seinen ersten GP-Sieg feierte, erstickt er auf dem Karriere-Höhepunkt mit 35 Jahren in einem Flammeninferno. Doch der Rennfahrertod macht aus dem bescheidenen Ausnahmetalent mit dem Schweizerkreuz-Helm einen nationalen Mythos (>> zum VIDEOPORTRAIT).
Schon 2020 musste der Schweizer Dachverband für historische Fahrzeuge SHVF (www.shvf.ch) die Swiss Historic Vehicle Days absagen. Weil es diesen Frühling kaum besser aussah, beschlossen ein paar Volvo- und Saab-Freaks kurzerhand, eine Ausfahrt zur Gedenkausstellung des legendären Schweizer Formel 1-Rennfahrers Jo Siffert nach Givisiez/Fribourg zu unternehmen.
Dank der Situation, dass die Museen unter Einhaltung der Schutzkonzepte geöffnet haben durften, war dieser spontane Alternativanlass überhaupt möglich. Alles natürlich mit Hygiene-Maske. Fast eine kleine Hommage an den Fliegenfänger-Mundschutz des grossen verstorbenen Formel-1-Piloten.
Jo Siffert und seine Frau Simone, um 1970.
(>> zu seiner Biografie auf josiffert21.ch)
Mehr als ein Jahrzehnt lang faszinierte Jo (Joseph) Siffert die ganze Schweiz bis zu seinem tragischen Tod in der 14. Runde des Rennens von Brands Hatch, südöstlich von London. Er galt als einer der besten 5 Fahrer seiner Zeit und trat an gegen Legenden wie Jack Brabham, Jacky Ickx, Jim Clark, Stirling Moss, John Surtees und viele weitere, sowohl im Automobil- wie auch im Motorradsport.
Seine sympathische Bescheidenheit verlor Jo Siffert nie. Als er 1964 in Sizilien Jim Clark am Grand Prix de la Méditerrannée bezwungen hatte, erschien er tags darauf zum Interview mit dem Schweizer Fernsehen locker im MG. Während VJs heute überall filmen können, war es damals mit den schweren TV-Kameras kaum möglich, das Studio zu verlassen – gerade VOR dem Studio war noch knapp realisierbar. Und es musste auf Anhieb klappen. Das Interview auf dem Parkplatz des Studios in Genf wurde in einer einzigen Einstellung gedreht: Neben seinen beruflichen Aktivitäten als Inhaber von zwei Garagen in Freiburg, (Vertretung der Marken Porsche und Alfa Romeo) fand Jo Siffert immer noch Zeit, sein fahrerisches Talent auf den Rennstrecken der Formel 1 und Formel 2, bei internationalen Langstreckenrennen, in der CanAm Serie und bei Bergrennen zu zeigen. Es kam oft vor, dass er am selben Wochenende an mehreren Rennen im Einsatz war!So gelassen Siffert auch wirkte, so agil und innovativ war sein Fahrstil. Jackie Stewart sagte über ihn: „er hat die seltene Gabe, in eine Lücke schlüpfen zu können, wo eine halbe Sekunde zuvor noch gar keine Lücke bestand.“
Das verhängnisvolle Brands Hatch, das Ascot des Motorsports in den Swinging Sixties, bescherte ihm den ersten grossen Sieg ((>> zum Video, 7m.), dutzende sollten folgen. Jo Siffert begeisterte deshalb nicht nur das Schweizer Publikum.
Was viele nicht wissen: Als der Hollywood-Star Steve McQueen, selber passionierter Amateur-Rennfahrer, im selben Jahr 1971 die Hauptrolle im Tempo-Drama „LeMans“ annahm, liess er sich von Porsche-Werksfahrer Siffert unterweisen. wie der 917 zu fahren sei. Denn McQueen sollte den hellblau-organgen Boliden bei einigen Filmaufnahmen tatsächlich fahren, nicht nur in der Rückprojektion.
Die beiden Männer verstanden sich blendend – wohl weil sie beide aus bescheidenen Verhältnissen stammten und sich mit einer guten Portion Draufgängertum nach oben gekämpft hatten. Als der Produktionsleiter sagte, dass er am kommenden Tag mit den richtigen Drehs beginnen wolle und McQueen sich für sein definitives Rennfahrer-Outfit entscheiden müsse, deutete er auf Siffert und sagte: „Ich will genau so aussehen wie er.“ Seppi sagte: „No problem!“ und holte seinen zweiten Overall aus dem Truck, natürlich mit der eingestickten Blutgruppe und den Sponsorenaufnähern von Gulf, Firestone und Heuer. Ebenso bestand McQueen auf der Heuer Monaco, die bis heute eine Ikone unter den Uhren ist.
Nicht ganz so schnell, aber mindestens so passioniert zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ausflugs zur Siffert-Ausstellung. Philippe Siffert (vor dem roten 164, Mitte), führte durch die Räume und beantwortete Fragen zu den Exponaten und zu seinem Vater.
«Ein toller Ausflug, alles ist bestens gelaufen», resümierte Mitorganisator Christoph Bleile. Er selbst war 30 Jahre für Saab in der Schweiz tätig, lange Zeit sogar als Presse-/PR-Chef. «Die Gäste waren beeindruckt von der Präsentation mit Philippe Siffert, dem Sohn von ‚Seppi‘, und ebenso vom hervorragenden Film.»
Philippe Siffert (links) vor dem Porsche 917, mit dem sein Vater 1970 und 1971 in Le Mans fuhr, aber beide Male wegen technischen Problemen aufgeben musste.
Auch die Ausfahrt an diesem Bilderbuchsonntag, angefangen in Biel bei den Saab 96 V4 und Sonett Rallye-Autos von Daniel Grubenmann, weiter im Volvo-Saab Konvoi zum Lunchpoint im «Flüegerbeizli» Kappelen bei Lyss und durch die malerischen Städtchen Aarberg und Murten waren ein schönes Schau- und Einlaufen bis nach Givisiez.
Ein besonderer Dank im Zusammenhang mit diesem Event gehört nebst Daniel Grubenmann und Christoph Bleile auch dem Saab-Koordinator Daniel Guggisberg sowie der Familie Steiger aus Gurmels, welche die Schwedenauto-Truppe ab Murten durch malerische Landschaften und coole Nebensträsschen ans Ziel geführt hatten. Und nicht vergessen zu erwähnen möchten wir natürlich die Verantwortlichen des Jo Siffert Memorials, René Berset und Philippe Siffert, die uns den Nachmittagstermin reserviert und dann auch betreut haben.
Nun freuen wir uns und drücken kräftig die Daumen für den Sonntag, 30. Mai, wenn es in Unterseen/Interlaken mit 70 auserwähnten Volvo- und Saab Old- und Youngtimern heisst «HEJA SVERIGE»!
Galerie
Fotos: Laila Thommen, Ueli Hunziker, Sascha Gschwind, Daniel Guggisberg, Christoph Bleile