Friedrichshafen 2019

Die Friedrichshafener „Motorworld Classisc Bodensee“ Messe von Mitte Mai 2019 stand mit nasskalten 10 Grad im Zeichen der Eisheiligen, ganz im Gegensatz zur Ausgabe 2018. Das Plus an Platz – durch weniger Tagesbesucher – liess die vielen speziellen, historischen Automobile, Zwei-, Dreiräder und Flugzeuge noch besser zur Geltung kommen.
Text und Fotos: Caspar Türler

 

1) Messe-Eindrücke

In Friedrichshafen, dem Entstehungsort der Zeppeline sind immer Luftschiffe zu sehen – natürlich viel moderner und sicherer als vor 80 Jahren, nicht mehr mit Wasserstoff, sondern mit Helium gefüllt.
(Zur Bildergalerie: Ein Click in die Vorschau öffnet das Grossbild. Von dort lassen sich die weiteren Fotos nahtlos durchklicken.)

 

2) Volvo-Parade: Alle unter einem Dach

Unsere schweizerisch-deutsche Delegation schaffte es auch diesmal auf den Stammplatz beim Eingang zur Halle B1. Da wir zwei Mal durch den Regen anfuhren, musste am Morgen fleissig abgetrocknet werden. Das Publikum estimierte es. Der geheime Zuschauermagnet GINA – im Körbchen, bei geöffneter Heckklappe zufrieden dösend und gähnend – spielte wieder ihren ganzen Charme aus.
Und was bedeutet der Spruch „Den skiljer Er från mängden“ auf dem Amazon Heckfenster? „Er / Der unterscheidet Sie von der Masse“. Noblesse oblige, quasi .-)

3) Quer ist Mehr – Irmscher Commodore gab Gummi

Eine sicherer Publikumsliebling war der von Tuner Irmscher zum Driften optimierte Opel Commodore C V8 Kombi mit 4,0l / 286 PS Motor, speziellem Fahrwerk und Pneus, die sich beim rauchigen Quergeschrubbe in unzähligen Stücken von Mikro- und Makroplastik über die Piste verteilten.

4) Britain Special

In dieser Sonderausstellung faszinierte u.a. der in Alu hergestellte Healey Tickford Sports Saloon von 1954. Nur gerade 222 Exemplare dieser Sportlimousine (die meisten in lackiertem Stahl) wurden von der Donald Healey Motorcars Ltd. aus Warwick bis 1954 gebaut, bei Tickford eingekleidet und mittels einer Riley 2.4l / 110 PS Maschine bewegt.
Anfangs der 50er der letzte Schrei für den „Gentleman Motorist“, heute ein Unikum und Ausdruck längst vergangener Lebensentwürfe… Genauso wie der noch viel häufiger anzutreffende Jaguar XK 120, Jaguar Mark 2 (hier mit riesiger Nummer) oder auch mal ein Triumph TR3. Spleenig und schon vom Look her sportlich, spartanisch und doch irgendwie sexy, schrullig und dabei sehr liebenswürdig – mit einem Wort „british“, indeed!

5) Volvo Racing Action

Ob Buckel, Amazon oder 142… Volvos eignen sich, wenn richtig flott gemacht, hervorragend für die Rennpiste. Ihr eigentliches Territorium sind aber Schotter, Schlamm und Schnee des Rallyesports, bzw. des Rallye-Cross. Hier reiht sich für Volvo Legende an Legende, von den Brüdern Singh über „Grus Kalle“ (schwedisch: Chies-Karli) bis heute.

6) Deutsche Nachkriegsfahrzeuge

Wirtschaftswunder? Hier sieht alles aus, als wär die Welt bei Rock’n’Roll und Backfischen stehen geblieben. Oder doch nicht? Halt, da steht ein Scirocco vor einem ziemlich emanzipierten Mannequin und einem heissen Stufenheck. Auch Walter Röhrl lässt grüssen, Audi/Auto-Union, die Knutschkugel BMW Isetta und sogar ein pazfistisch-bunt bemalter Panzer voller Flower-Power-Mädchen scheppert vorbei. Diese Vielfalt lässt einen sprachlos!

7) Zwischenkriegs-Renner

Auch hier vor allem die spleenigen Engländer (siehe oben). Wer findet den Stöckelschuh vor dem Kühler? Und warum ist der dort, zur besseren Gewichtsverteilung oder als Talisman? Auch hier staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich: Hase als Maskottchen von Alvis, dazu zwei Piloten mit Totenkopf-Mundschutz auf Protos, einer deutschen Renn-Zigarre der frühen 20er. Wenn alle diese Autos Geschichten erzählen könnten…

8) Erstweltkriegskolosse „American La France (ALF)“

ALF waren eigentlich Feuerwehrfahrzeuge, wurden aber schon damals für den Rennsport getunt. Auch hundert 100 Jahre danach sind sie immer noch schlicht die grössten – was Hubraum, Sitzhöhe über Boden, Gewicht, schwer solide Bauweise und die Absenz jeglicher Sicherheitsvorkehrungen betrifft. Von Dach und Windschutzscheibe reden wir ja schon gar nicht .-) !